Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Frickenhausen
Gründung
Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gehörte der Feuerschutz zu den Pflichtaufgaben aller ortsansässigen Bewohner. Eine detaillierte Feuerschutzordnung regelte die Einsatzbereitschaft bei Feuergefahren und gewährleistete somit den Feuerschutz in der Gemeinde. Durch eine staatliche Förderung des Feuerschutzes wurden die Gemeinden ermutigt, freiwillige Feuerwehren zu gründen. Im Jahre 1872 wurde somit die Freiwillige Feuerwehr Frickenhausen gegründet.
Eine Aufzeichnung im Protokollbuch aus den Anfangsjahren zeigt uns die Zusammensetzung der Feuerwehr zur damaligen Zeit:
Leitung der Feuerwehr:
1 Vorstand (meistens war es der Bürgermeister)
1 Hauptmann
1 Adjutant
1 Schriftführer
1 Zeugwart
1 Spritzenmeister
Die Feuerwehr selbst setzte sich zusammen aus:
Steiger
Spritzenmannschaft
Vertrauensmannschaft
Die einzelnen „Rotten“ (Gruppen) wählten aus ihren Reihen einen Zugführer und die Rottenführer
In einer anderen Aufzeichnung lesen wir von ähnlichen Schwierigkeiten wie diese in manchen Wehren heute noch vorkommen:
Kopie aus dem Protokollbuch:
Frickenhausen, den 19.März 1878
Der Verwaltungsrath der freiw. Feuerwehr dahier, und die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr dahier.
Der Hauptmann der hiesigen freiwilligenFeuerwehr bringt zum Vortrag:
Es bleiben so viele Mitglieder der freiw. Feuerwehr von den notwendigen Übungen ohne Entschuldigung hinweg und muß beantragen, daß gegen solche die nach dem Feuerwehrverband zulässigen Strafen in Anwendung gebracht werden. Für heute wurd an sämtliche Mitglieder zur fleißigen Pflichterfüllung aufgefordert und sollen für heute säumige Mitglieder nicht namhaft gemacht werden.
Daß Vorstehendes in ernster Mahnung nochmals bekannt gegeben wurde beglaubigen zwei Mitglieder im Namen sämtlicher Mitglieder.
Wilhelm Müller
Adalbert Fuchs
Reß Bürgermeister
Gregor Fuchs
In den folgenden Protokollen der frühen Feuerwehrgeschichte wurden lediglich die Generalversammlung mit Wahlen und evtl. noch Kassenberichte festgehalten. Aus mündlichen Überlieferungen wissen wir, dass auch damals bereits regelmäßig Übungen abgehalten und die Gerätschaften in Ordnung gehalten wurden. In den Jahren des 2. Weltkrieges wurde sogar eine Frauenmannschaft aufgestellt, die den Brandschutz gewährleistete. Neben der alten Saug- und Druckspritze war der Hydrantenwagen mit Zubehör eines der wichtigsten Geräte, nachdem in den 20er Jahren die Wasserleitung in Frickenhausen gebaut war.
Hydrantenwagen mit 5 Schlauchlängen und Zubehör, wie Standrohr und Hydrantenschlüssel
Bau des Feuerlöschweihers
Der Feuerlöschweihers wurde im Jahre 1934 unter dem damaligen Bürgermeister Spatz durch die Gemeinde erbaut und im Jahre 1962 renoviert bzw. zur heutigen Form ausgebaut.
Außergewöhnliche Brandeinsätze in Frickenhausen
Das wahrscheinlich größte Feuer in Frickenhausen war am 9. Aug. 1967 der Brand des landwirtschaftlichen Anwesens von Godehart Müller, bei dem die Scheune mit allen eingebrachten Erntevorräten niederbrannte. Jedoch konnten sämtliche Tiere gerettet werden.
Im Jahre 1974 fiel die Scheune des Anwesens Alois Heurung an der Bastheimer Straße durch eine Brandstiftung dem Feuer zum Opfer.
Als außergewöhnlich bezeichnete die Kriminalpolizei die Brandursache am 04.05.1974. Wühlmausgift hatte in Verbindung mit Wasser den Scheunenbrand bei Alfred Schmitt ausgelöst.
Daneben gab es noch kleinere Einsätze, wie z. B. Kamin- oder Räucherschrankbrände.
Das Feuerwehrgerätehaus
Die Feuerwehrgerätschaften waren schon immer am gleichen Standort wie heute untergebracht.
Bis 1948 stand an gleicher Stelle , wo heute das Feuerwehrgerätehaus steht, das aus dem Dreißigjährigen Krieg stammende Gemeindebackhaus. Im darunterliegenden Gewölbekeller wurden die Geräte der Feuerwehr aufbewahrt. Gleich daneben befand sich die Dorfschmiede, die später als Abstellraum für die Feuerwehrspritze diente, daran war die Wachstube angebaut.
Die gesamten baufällig gewordenen Gebäude wurden 1949 abgerissen und an gleicher Stelle ein Feuerwehr-Geräteraum, darüber ein Bürgersaal mit Gemeindeschreibstuben und daneben das heutige Gemeindebackhaus errichtet. Der Westgiebel war mit einer Seilwinde ausgerüstet, an der die Schläuche zum Trocknen aufgehängt wurden.
Südansicht des früheren Feuerwehr-Gerätehauses in den 70er Jahren
Anfang der 60er Jahre wurde an Stelle der früheren Wachstube die Milchsammelstelle angebaut, die heute der Feuerwehr als Atemschutzgeräteraum dient. Das darüberliegende Reisiglager, welches für das Backhaus benötigt wurde, konnte 1983 als Utensilien- und Sitzungsraum für die Freiwillige Feuerwehr umgebaut werden.
Nachdem man 1982 letztmalig die alte Feuerwehrhalle renoviert hatte, wurde im Jahre 1987 der Gemeinde- bzw. Bürgersaal samt Feuerwehrgeräteraum abgerissen und das heutige Feuerwehrhaus mit Schulungsraum erbaut. Unter Leitung des damaligen Kommandanten Dieter Reichert wurde am 15.April 1987 mit dem Ausräumen und Abriss des alten Gemeindehauses begonnen. Am 27.August konnte bereits Richtfest gefeiert werden.
Südansicht des Feuerwehrhauses von 1988 bis 2002
Durch Eigenleistung der Freiwilligen Feuerwehr beim Abriss, am Rohbau und den größten Teil der Ausbauarbeiten konnte der Stadt eine beträchtliche Summe erspart werden, dies wurde bei den Einweihungsfeierlichkeiten auch durch den Bürgermeister entsprechend gewürdigt.
Die Feuerwehrgerätehaus-Einweihung war am 2. und 3. September 1988
Gerätschaften
Im Jahre 1952 wurde die alte handbetriebene Saug- und Druckspritze durch den Kauf einer neuen TS 8/8 Motorspritze abgelöst.
1970 wurde eine neue Tragkraftspritze angeschafft.
Tragkraftspritzen-Anhänger TSA, der mit einem Traktor gezogen wurde und über die feuerwehrtechnische Ausrüstung für 9 Mann (1 Gruppe) verfügt.
Der Anhänger samt Beladung ist stets betriebsbereit und wird bei größeren Übungen mitverwendet.
1988 wurde die in den 60er Jahren verkaufte alte Saug- und Druckspritze wieder zurückgekauft und in Eigenleistung der Feuerwehrleute unter Leitung von 1. Kmdt. Dieter Reichert und 2. Kmdt. Klaus Reß gründlich renoviert.
Saug- und Druckspritze aus dem Jahr 1872.
Sie wurde per Hand von vier Mann bedient und ist Dank der Renovierung 1988 voll funktionstüchtig.
1989 wurde das gebrauchte Feuerwehrfahrzeug LF 16-TS vom Katastrophenschutz Fritzlar gekauft und ebenfalls in Eigenleistung überholt. Dieses Fahrzeug diente der Feuerwehr Frickenhausen bis zum Jahr 2011 bei Übungen und im Ernstfall.
Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS, Einsatzfahrzeug der FFW Frickenhausen von 1989 bis 2011
2011 wurde nach ausgiebiger Planung und Konzeption ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 10/6 der Firma Ziegler mit Mercedes-Benz-Fahrgestell beschafft. Ebenfalls in Eigenleistung wurde es anschließend vollständig ausgestattet und beklebt und dient seither als Einsatzfahrzeug der FFW Frickenhausen.
Löschgruppenfahrzeug LF 10/6 (LF 10/12), Einsatzfahrzeug der FFW Frickenhausen seit 2011
Die ersten und zweiten Kommandanten
1. Kommandant |
2. Kommandant |
||
1869-1880 |
Gregor Fuchs |
1878-1879 |
Friedrich Reß |
1881-1888 |
Michael Heurung |
1890-1883 |
Adalbert Fuchs |
1894-1897 |
Egidius Gaß | ||
1888-1903 |
Reimund Greier |
1898-1900 |
Oskar Will |
1904-1906 |
Ferdinand Reß |
1904-1906 |
Wendelin Hartmann |
1907-1912 |
Adolf Müller |
1907-1919 |
Oskar Will |
1913-1918 |
Georg Fuchs | ||
1919-1927 |
Rudolf Hartmann |
1919-1927 |
Franz Müller |
1928-1934 |
Eduard Federlein |
1928-1934 |
Rudolf Reß |
1935-1946 |
Leo Omert | ||
1947-1948 |
Herman May |
1947-1948 |
Benno Omert |
1948-1961 |
Hubert Fuchs |
1948-1967 |
Albert Hartmann |
1962-1976 |
Hubert Raab |
1967-1976 |
Lothar Werner |
1977-1981 |
Paul Reß |
1977-1981 |
Manfred Straub |
1982-1994 |
Dieter Reichert |
1982-1994 |
Klaus Reß |
1995-1999 |
Bernhard Friedrich |
1995-1999 |
Thomas Winkler |
2000-2011 |
Volker Reichert |
2000-2011 |
Bernhard Friedrich |
seit 2012 |
Benjamin Werner |
seit 2012 |
Stefan Euring |
Feuerwehrfeste in Frickenhausen
1959 Kreisfeuerwehrtag
1972 100-jähriges Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Frickenhausen, verbunden mit dem Kreisfeuerwehrtag
Die aktiven Wehrmänner im Jubiläumsjahr 1972
3. Reihe v.l.: Johann Reß, Norbert Fuchs, Bernhard Reß (verdeckt), Gundram May, Bruno Fuchs, Elmar Reß, Ludwig Reß, Leonhard Raab, Linus Omert, – 2. Reihe v.l.: Gottfried Schmitt, Hermann Reß, Rudi May, Hubert Reß, Ludwig Will, Helmut Bohuschke (als Sanitäter), – 1. Reihe v.l.: Hubert Raab (1. Kmdt.), Albert Reß, Paul Reß, Otto May, Ernst Sauer, Ottmar Reß, Josef Gensler, Willi Geis, Lothar Werner (2.Kmdt.)
1988 Einweihung des Feuerwehrgerätehauses
1992 120-jähriges Bestehen, verbunden mit der Standartenweihe. Erstmals in der Feuerwehrgeschichte Frickenhausen wurde eine Fw-Standarte angeschafft.
1997 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Frickenhausen
Allgemeine Meilensteine in der neueren Feuerwehrgeschichte
Am 14.01.1984 wurde der Feuerwehrverein Frickenhausen gegründet.
Im September 1990 legte die erste Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr Frickenhausen das Leistungsabzeichen in „Gold-Rot“ ab. Mittlerweile haben alle aktive Feuerwehrleute mindestens ein Leistungsabzeichen.
Im Oktober 1990 nahmen erstmals 10 Feuerwehrleute aus Frickenhausen mit Erfolg am Atemschutzgeräteträger-Lehrgang teil.
Seit 1990 stellt die Feuerwehr alljährlich zum Volkstrauertag eine Ehrenabordnung.
Am 14. November 1994 wurde die Jugendfeuerwehr Frickenhausen gegründet.
Verfasser: Bruno Fuchs
Aufarbeitung: Johannes Fuchs und Sven Raab
Umsetzung: Thomas van Eckert